Tag der offenen Kinder- und Jugendarbeit
«Druck ist enorm gewachsen»
Jonathan Gimmel ist Präsident des Trägervereins Voja - vernetzte offene Jugendarbeit im Kanton Bern. Der Druck auf die Jungen sei enorm gewachsen, sagt er. Viele brauchen Hilfe, um ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.
Jonathan Gimmel, heute ist Tag der offenen Kinder- und Jugendarbeit im Kanton Bern. Der Begriff «offen» verwirrt die Leute.
Jonathan Gimmel: «Offen» bedeutet die Abgrenzung zur verbindlichen Verbandsarbeit. OffeneKinder- und Jugendarbeit richtet sich an alle Einzelpersonen zwischen 6 und 20 Jahren, unabhängig ihrer Herkunft oder ob sie in einem Verein Mitglied sind. Die Angebote der offenen Jugendarbeit gehören zum Grundangebot jeder Gemeinde. Die Jungen arbeiten freiwillig mit uns.
Wie sieht diese Arbeit aus?
Sichtbar sind meist nur die Werkzeuge wie ein Jugendtreff oder eine Jugendfachstelle. Der grösste Teil der Arbeit findet auf den Strassen und in den Quartieren statt - da, wo die Jungen für Furore sorgen. Ziel ist, dass die Jugendlichen in die Gesellschaft integriert sind. Wir wollen ihnen die Power geben, dieses Ziel selber zu erreichen.
Ihre Power scheinen die Jugendlichen regelmässig für Schlägereien einzusetzen. Haben Sie schlecht gearbeitet?
Gewaltexzesse lassen sich auch bei Erwachsenen nicht völlig verhindern. Bei aller berechtigter Sorge wird von den Medien gerne vergessen, dass 80 bis 90 Prozent der Jugendlichen gut integriert sind. Das gilt es mindestens zu halten. Mit dem Ressourcen stärkenden Ansatz leistet die Jugendarbeit wirkungsvolle Präventionsarbeit. Auch wenn die Ergebnisse nicht immer sichtbar sind.
Setzt Sie das unter Druck?
Ja. Auch wenn im Kanton Bern die Investitionen in offene Kinder- und Jugendarbeit in der Höhe von 14 Millionen Franken im Vergleich zu den Gesundheitskosten gering sind, steht man im Rampenlicht. Die Leute wollen wissen, wofür das Geld ausgegeben wird.
Sicher ist auch der Druck auf die Jugendlichen gewachsen?
Enorm. Bis Jugendliche heute als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft gelten, haben sie grossen Ansprüchen zu genügen. Das ist gerade für Junge mit Migrationshintergrund oder tiefem Bildungsniveau schwierig.
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