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«Es ist Aussergwöhnliches möglich»

Vor den Herbstferien werde über die Zukunft des Kunstmuseums entschieden, sagt der neue Präsident der Dachstiftung von Kunstmuseum und Zentrum Paul Klee.

Herr Gimmel, der Regierungsrat hat Sie zum Präsidenten der Dachstiftung von Kunstmuseum und Zentrum Paul Klee ernannt. Was bedeutet das für Sie?

Das Präsidium ist eine sehr ehrenvolle und reizvolle Aufgabe für mich, aber auch eine grosse Herausforderung, die ich in meiner Freizeit wahrnehme. Für mich persönlich heisst dies, dass ich bei meinen freiwilligen Ämtern eine Priorisierung zugunsten der Dachstiftung vornehmen werde. Mit der neuen Funktion werde ich zudem zum Kantonsvertreter im Stiftungsrat, und mein Sitz als zweiter Stadtvertreter wird vakant.

Sie haben sich im Interims- Präsidium offenbar gut bewährt. So soll eine temporäre Schliessung des Atelier-5-Baus während der Bauarbeiten zur Sanierung der Haustechnik verhindert worden sein.

Unsere Absicht ist es, die dringend nötigen Sanierungen bei laufendem Betrieb vorzunehmen. Der Stiftungsrat geht davon aus, dass wir den Einbau der neuen Klima-Anlage und die Massnahmen zur Erdbebensicherheit während des Wechsels des Ausstellungsprogramms vornehmen können. Dass das Haus dabei möglicherweise ein, zwei Tage geschlossen werden muss, ist aber nicht auszuschliessen.

Sie wollen im Sommer den Architekturwettbewerb für die Erweiterung des Museums starten. Dafür wird die Zeit allmählich knapp.

Vor dem Architekturwettbewerb muss der Variantenentscheid gefällt werden. Der Wettbewerb beginnt gemäss Planung im zweiten Semester dieses Jahres.

Der Wettbewerb startet erst im Herbst und nicht im Sommer?

Die Präsentation der Varianten soll unmittelbar nach den Sommerferien erfolgen. Ziel wäre es, den Variantenentscheid vor den Herbstferien zu fällen. Angesichts der Bedeutung des Entscheids ist der genaue Monat aber nicht wesentlich.

Im Moment laufen öffentliche Debatten zum Museum der Zukunft. Wie sind die ersten Erfahrungen?

Die sind sehr gut, ermunternd und positiv. Die Leute fühlen sich gut «abgeholt». Der frühzeitige Einbezug des Publikums wird sehr geschätzt.

Jemand hat eine Rutschbahn ans Aareufer vorgeschlagen. Erhalten Sie auch ernsthafte Anregungen?

Die Einschätzung dieses Vorschlags überlasse ich Ihnen. Ich stelle fest, dass die meisten Inputs essenzielle Fragen betreffen wie zum Beispiel: Was wird erwartet vom Museum der Zukunft? Welche Rolle spielt der Aussenraum? Wie soll das Haus an die Hodlerstrasse angebunden werden? Dass es auch Anregungen für Attraktionen gibt, ist selbstverständlich und auch erwünscht. Sie haben aber nur ein Beispiel erwähnt.

Welche Beispiele würden denn Sie erwähnen?

Es wäre unangemessen, wenn ich mitten in einem laufenden Prozess einzelne Anregungen hervorheben würde.

Sie wollen mit den Debatten potenzielle Geldgeber aufmerksam machen. Ist Ihnen das bereits gelungen?

Wir sind intensiv daran, die Finanzierung zu sichern. Dazu finden verschiedene Gespräche statt.

Sie haben Zusagen für 60 Millionen Franken erhalten. Die Maximalvariante kostet bis zu 82 Millionen Franken. Da müssen Sie viele Gespräche führen.

Wir wollen nun den Nutzen des Museums der Zukunft aufzeigen. Wir streben eine bestmögliche Lösung für mehrere Generationen an. Da sind wir sehr gefordert. Potenzielle Finanzierungspartner sollen anhand von Entscheid-Dossiers mit Projektstudien und Flächenberechnungen entscheiden können.

Ist es denn noch realistisch, das nötige Geld für die Maximalvariante aufzubringen, ohne das Wunder der Spendenflut nach dem Brand von Notre-Dame zu wiederholen?

Es gibt keinen Grund, nicht daran zu glauben, dass in Bern Aussergewöhnliches möglich ist. Wir tun alles dafür, Lösungen anzubieten, die Bevölkerung, Politik und private Geldgeber überzeugen. Im Übrigen beruht die von Ihnen genannte Summe auf einer Machbarkeitsstudie, die nicht auf einer Gesamtbeurteilung basiert. Aufgrund einer Machbarkeitsstudie kann nicht entschieden werden, sondern nur aufgrund konkreter Projekte.

Es könnte also noch teurer werden?

Die Erfahrung einer massiven Kostenüberschreitung haben wir ja bereits mit dem 2008 gescheiterten Projekt «Scala» gemacht. Wir wollen nicht mehr in einen Wettbewerb steigen, dessen Ergebnis sich als nicht finanzierbar erweist. Genau darum braucht es nun das offene Verfahren für eine gemeinsame Lösung aller interessierten Kreise. Eine autarke Insel-Lösung gibt es nicht.

Zum Artikel (Der Bund, Bernhard Ott): "Es ist Aussergewöhnliches möglich"

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