Klotzen am Kunstmuseum
Erweiterung Museum
Die Leitung des Berner Kunstmuseums hätte gerne einen Neubau für 82 Millionen Franken. Der Mäzen Hansjörg Wyss hat die in Aussicht gestellten 20 Millionen bisher noch nicht gesprochen.
Es ist eine lange Geschichte, die vielleicht doch irgendwann zu einem guten Ende kommt: die Erweiterung des Berner Kunstmuseums. Am Dienstag hat die Museumsleitung die nächsten Schritte vorgestellt, wie es mit der Planung weitergehen soll. Die Museumsleitung hätte gerne einen Neubau an der Hodlerstrasse anstelle des Atelier-5-Baus. Das sagte Jonathan Gimmel, Präsident der Dachstiftung Kunstmuseum/Zentrum Paul Klee an der Infoveranstaltung am Dienstagabend.
Mit einem Neubau könnten einst 1300 Quadratmeter neue Ausstellungsfläche geschaffen werden. «Die angesichts der grossen, bedeutenden Bestände des Kunstmuseums dringende Erweiterung der Ausstellungsflächen lässt sich nur mit dem Lösungskonzept Neubau vollumfänglich erreichen», halten die Museumsverantwortlichen fest.
Die am Dienstag präsentierten Varianten sind bereits in einer Machbarkeitsstudie enthalten, die das Kunstmuseum Ende letzten Jahres präsentiert hatte. Vorerst offen war damals noch der Einbezug des benachbarten Polizeigebäudes an der Hodlerstrasse 6, das vorerst nur für die Maximalvariante vorgesehen war. Mittlerweile ist der Einbezug des Polizeigebäudes aber Bestandteil aller drei Varianten.
Sich behaupten am Markt
In Veranstaltungen, Umfragen und Workshops, die im ersten Halbjahr stattgefunden haben, konnte die Öffentlichkeit ihre Meinung zum Projekt einbringen. Nach Auswertung der Ergebnisse sind nach wie vor drei Szenarien denkbar. Die erste Variante sieht einen Umbau und die Sanierung des Atelier-5-Baus vor. Dabei könnte die Ausstellungsfläche aber nur um 520 Quadratmeter vergrössert werden. Zudem fehlt aufgrund der geschlossenen Fassade des Atelier-5-Baus ein Aussenbezug.
Auf die Kunstmeile Hodlerstrasse müsste weitgehend verzichtet werden. Die zweite Variante sieht einen Ersatzneubau vor, der aber bloss 590 Quadratmeter zusätzlicher Ausstellungsfläche brächte. Nur die dritte Variante eines Neubaus mit 1305 zusätzlichen Quadratmetern würde den Raumbedarf stillen. Für ein «einzigartiges, ganzheitliches Kunst- und Kulturerlebnis steht das Lösungskonzept Neubau eindeutig im Vordergrund», halten die Verantwortlichen fest. Einzig der Neubau vermöge alle Ziele vollumfänglich zu erfüllen. «Nur so kann sich das Museum künftig im Kreis führender Schweizer Museen behaupten», sagte Gimmel. Auch in Zürich und Lausanne seien Museumsprojekte geplant.
Warten auf Wyss
Die nun präferierte Variante wäre allerdings die teuerste. Wer soll das bezahlen? Es war der Mäzen Hansjörg Wyss, der sich bereit erklärte, 20 Millionen Franken zur Verfügung zu stellen. Doch die Gabe reicht nicht aus: Die Kosten für einen Neubau werden zum jetzigen Zeitpunkt auf 82,4 Millionen Franken geschätzt. Günstiger kämen die Varianten Sanierung (55 Millionen Franken) und Ersatzbau (knapp 70 Millionen Franken) zu stehen. Doch Wyss hat bisher noch nicht verbindlich zugesagt. Aber auch beim Kanton, der Stadt Bern und der Museumsstiftung für Kunst der Berner Burgergemeinde will das Kunstmuseum in der nächsten Zeit anklopfen und in Verhandlungen treten.
Auch Inputs aus der Öffentlichkeit wurden aufgenommen. So liess sich die Museumsleitung von der Idee eines Wegs von der Genfergasse an die Aare begeistern. Wie dies möglich wäre, prüft nun die Stadt Bern – genauso wie die Verkehrsführung vor dem Museum. Geht es nach Mäzen Wyss, soll die Hodlerstrasse dereinst möglichst verkehrsfrei werden. Bis im Herbst sollen die Ergebnisse der städtischen Verkehrsstudie vorliegen.
Zum Artikel (Der Bund, Bernhard Ott): Klotzen am Kunstmuseum
< Zurück