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Lehrlinge wären für strengere Kleidervorschriften als ihre Ausbildner

Wie stark muss sich ein Lehrling mit Migrationshintergrund in der Lehre anpassen? In der Berner Stadtverwaltung trägt eine junge Muslimin ein Kopftuch. Suseta Mailvaganam und Rade Ignjatovic schildern ihre eigenen Erfahrungen.

Vor bald einem Jahr irritierte die 17-jährige Könizerin F. U. das Schweizer Fernsehpublikum mit ihrem Auftritt in Kopftuch und fusslangem Umhang in der Politsendung «Arena». Letzten Sommer begann die konvertierte Muslimin dann ihre Lehre zur Kauffrau in der Stadtberner Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün. Wie sich die junge Frau eingelebt hat, ist nicht von ihr selber in Erfahrung zu bringen. «Im gegenseitigen Einvernehmen haben Frau F. U. und die zuständige Lehrbeauftragte abgemacht, auf Auftritte in den Medien zu verzichten», sagt Informationschef Walter Langenegger. Zur Lehre von F. U. sagt er: «Sie darf während der Arbeit das Kopftuch tragen, das Gesicht muss aber unverhüllt bleiben. Die Hand gibt sie, je nachdem, ob die Situation dies erfordert.» Ansonsten gebe es keine Sonderbehandlung, betont Langenegger. Für das Beten beispielsweise seien die Pausen da.

276 Lehrstellen und Praktikumsplätze bietet die Stadt an. F. U. ist eine von aktuell 29 Auszubildenden mit Migrationshintergrund in der Stadtverwaltung. Die 22-jährige tamilische Suseta Mailvaganam beendete ihre kaufmännische Lehre auf der Präsidialdirektion vor anderthalb Jahren. Rade Ignjatovic (22), geboren im serbischen Teil Bosniens, ist im Juni soweit. Begleitet werden sie von Jonathan Gimmel, der in der Präsidialdirektion verantwortlich für die Berufsbildung ist. 

Offen und selbstbewusst sprechen die beiden über ihre Erfahrungen und Einstellungen. Für sie persönlich ginge ein Beharren auf religiös motivierten Kleidungsstücken zu weit: «Ich trage ja auch keinen Tschäppu im Büro», sagt Rade Ignjatovic. Und Suseta Mailvaganam ergänzt, sie komme nicht im Sari zur Arbeit. Auf ein Bindi, den roten Punkt auf der Stirn von verheirateten hinduistischen Frauen, würde sie im Arbeitsleben verzichten, privat dagegen nicht.

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