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Verwaltungsturbo präsidiert Museen

Jonathan Gimmel ist der neue Stiftungsratspräsident von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee. Es ist eine Wahl mit Ansage.

Als Jürg Bucher im August seinen Abschied als Präsident kurzfristig ankündigte, war er zur Stelle: Jonathan Gimmel übernahm interimistisch die strategische Führung in der gemeinsamen Dachstiftung von Kunstmuseum Bern und dem Zentrum Paul Klee.

Wie der Kanton Bern am Donnerstag mitteilte, wird er seine Arbeit als Präsident weiterführen können. Auf Vorschlag von Erziehungsdirektorin Christine Häsler (Grüne) hat der Regierungsrat Jonathan Gimmel zum neuen Präsidenten gewählt.

Neues Tempo vorgelegt

Alles andere als die Wahl Gimmels wäre eine Überraschung gewesen: Denn der 47-jährige Worber war nicht etwa nur verwaltender Platzhalter, sondern legte in der Pièce de Résistance des Kunstmuseums – dem Erweiterungsbau – ein neues Tempo vor. Mehrere Projekte waren in den vergangenen Jahren gescheitert, das letzte nach Protest wegen der Vergabepraxis.

Unter Gimmel als Übergangspräsident hat das Kunstmuseum Bern nun eine öffentliche Debatte angestossen – nach dem Credo, dass jetzt mit allen Beteiligten das Gespräch gesucht werden soll. Mit Mäzen Hansjürg Wyss, der versprochen hat, 20 Millionen Franken beizusteuern. Mit weiteren Geldgebern, also Burgergemeinde, Kanton und Stadt Bern. Und mit der Bevölkerung, von der man in der öffentlichen Debatte wissen will, welches Gegenwartsmuseum der Zukunft ihr vorschwebt.

Jonathan Gimmel freute sich am Donnerstag über «das Vertrauen von Frau Häsler und des Regierungsrats». Der Entscheid zeige für ihn, dass das Kunstmuseum mit der neuen Debattenkultur auf dem richtigen Weg sei.

Die Leitung der Dachstiftung ist kein einfaches Amt: Erst 2015 wurden die beiden Museen zusammengeführt, das Konstrukt ist neu, und in der strategischen Leitung spricht ein Dutzend Leute mit, darunter Vertreter der Subventionsgeber, aber auch der diversen dem Museum zugewandten Stiftungen. «Ich rechne es dem Stiftungsrat hoch an, dass er aus vergangenen Fehlern gelernt hat. Wir haben uns gemeinsam für den Weg des Dialogs entschieden», sagt Jonathan Gimmel.

Stadtangestellter für Kanton

Als Hauptgeldgeber ist es der Kanton Bern, der den Präsidenten der Dachstiftung stellt. Jonathan Gimmel, zuvor Vertreter der Stadt, wird nun also Vertreter des Kantons. Paradox an der Situation: Gimmel bleibt beruflich Angestellter der Stadt Bern. Als Leiter Personal und Finanzen der Präsidialdirektion gehört er gar zum Kader. Gimmel ist sich des Spagats bewusst, er habe dafür die nötige Bewilligung der Stadt eingeholt. «Letztlich ist es ein Engagement, das ich in meiner Freizeit mache», sagt er. Er rechnet damit, dass er das Amt im Rahmen von rund 20 Prozent ausüben wird.

Nach der Wirtschaftsmittelschule hat sich Jonathan Gimmel beruflich auf die Verwaltungstätigkeit spezialisiert und sich entsprechend weitergebildet. Bereits 1990, im Jahr seiner Matura, stieg Gimmel bei der Kulturabteilung der Stadt Bern ein, seither war er in verschiedenen Rollen für die Stadt tätig – und er bleibt es weiterhin.

Seine politische Karriere hat er mittlerweile abgebrochen, nachdem sie steil begonnen hatte: Im Jahr 2000 wurde er zum Präsidenten des Grossen Gemeinderats von Worb gewählt und war somit als 28-Jähriger der jüngste Parlamentspräsident des Kantons Bern. Später schaffte das SP-Mitglied den Sprung in die Exekutive. Als er 2012 in der Wahl zum Gemeindepräsidenten unterlag, gab er den Rücktritt aus der Worber Politik bekannt.

Enge Zusammenarbeit

Neben dem Neubau sieht Gimmel als weitere Herausforderung die Digitalisierung. Er verspricht sich besonders in der Kunstvermittlung viel von den neuen Technologien. In Direktorin Nina Zimmer sieht er da eine Verbündete. Auch der Zusammenschluss von Kunstmuseum und Zentrum Paul Klee sei noch nicht abgeschlossen. Er möchte, dass die Museen noch enger zusammenarbeiten.

Zum Artikel (Berner Zeitung, Michael Feller): Verwaltungsturbo präsidiert Museen

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