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Wo bleiben Gurlitt und Klee?

Das Kunstmuseum Bern sieht das Projekt Museumsquartier als Chance.

Im Kirchenfeld planen die Berner Museen die Zukunft. Mit einer Investition von einer Viertelmilliarde Franken soll ein grosses Ganzes entstehen: Institutionen von der Kunsthalle über das Historische Museum bis zum Museum für Kommunikation spannen zusammen, sie wollen bauen und langfristig ihre Eintritte verdoppeln.

Bern strebt mit dem ­­Museumsquartier nach internationaler Bedeutung, doch derzeit sind das Zentrum Paul Klee sowie das Kunstmuseum mit der Gurlitt-Sammlung die stärksten Touristenmagneten. Zusammen kamen sie 2018 auf 280000 Eintritte. Doch ausgerechnet sie sind nicht Teil des Projektes.

Wieso nicht grösser denken?

Klar, sie liegen auch nicht im Kirchenfeld, sondern am Stadtrand (Klee) und beim Bahnhof (Kunstmuseum). Doch wie sehr ist das in Stein gemeisselt? Derzeit plant das Kunstmuseum Bern an der Hodlerstrasse seinen Ausbau. Ein Annex für die Gegenwartskunst soll entstehen, derzeit prüft das Haus verschiedene Varianten. Wäre es jetzt nicht angebracht, radikaler zu denken? Wieso eröffnet das Kunstmuseum Bern nicht eine Filiale, ein Haus für Gegenwartskunst im Kirchenfeld, dort, wo künftig die Musik spielt?

Für Jonathan Gimmel, den neuen Präsidenten von Kunst­­museum und Zentrum Paul Klee, ist die Verlegung keine Option. Die Gegenwartskunst lasse sich nicht einfach so vom Kunst­­museum loskoppeln. Sie stehe im Bezug zur Sammlung des Kunstmuseums. «Darum halte ich unseren Weg an der Hodlerstrasse für den richtigen.»

Gimmel ist begeistert vom Projekt des Museumsquartiers und sieht es nicht etwa als Konkurrenz. «Ein Gegeneinander bringt niemandem etwas. Ich habe Freude an der angestossenen Diskussion.» Denn auch mit räumlicher Distanz sei das Kunstmuseum involviert. So sind unter dem Historischen Museum neue Sammlungsdepots geplant. «Wir haben ebenfalls Bedarf an Lagerflächen, die den hohen Standard für Kulturgüter erfüllen.» Es sei also möglich, dass man hier zusammenspanne.

Ticketing zu kompliziert

Für Gimmel ist auch nicht der Museumspark allein vielversprechend für den Kulturort Bern. Genauso wichtig ist ihm ein Umdenken, das alle betreffe, auch Museen ausserhalb des ­­Perimeters. «Wir müssen radikal benutzerorientiert denken. Das sollte selbstverständlich sein, aber da hinken wir in Bern hinterher.» Insbesondere das Ticketing sei viel zu kompliziert. Es sei heute schwieriger, sich über das Berner Ausstellungsangebot zu informieren und Tickets zu kaufen, als eine Reise nach New York zu planen. «Hier ist auch Bern Welcome gefordert.»

Klingt ein gemeinsamer Auftritt aus heutiger Sicht nicht wie eine Utopie? «Heute ist es eine Vision, morgen eine gemein­­same Strategie», sagt Gimmel. «Die Berner Museen haben keine Alternative, die Welt steht nicht still.» Er begrüsst die Initiative nicht nur als Dachstiftungspräsident, sondern auch in seiner Funktion als Leiter der Digitalstrategie der Stadt Bern, mit Blick auf eine vernetzte «Smart City».

Zum Artikel (Berner Zeitung, Michael Feller): Wo bleiben Gurlitt und Klee?

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